Percival, unser Chartreux-Kater

Percival aus dem Hause Franck, genannt Percy, ist ein reinrassiger Chartreux-Kater – zu deutsch: Kartäuser – und derzeit unsere jüngste Schatznase. Er ist Nachfolger meines geliebten Elvis, und muss von daher mit einer sehr hochgelegten Messlatte leben. Elvis war mein erster Kartäuser. Als er am 18.01.2013 von mir ging, brach für mich eine Welt zusammen. Es musste ganz schnell ein würdiger Nachfolger gefunden werden, um den Verlust irgendwie überstehen zu können. Natürlich musste es wieder ein Kartäuser sein. Ich begab mich auf die Suche.

Eine Suche mit vielen Hürden

Schnell stellte ich fest, dass viele der angebotenen Kartäuser-Kätzchen in Wirklichkeit Britisch Kurzhaar-Kätzchen waren. Darum nutzte ich für die Suche nach seriösen Züchtern fortan den französischen Rassenamen „Chartreux“. Ich stellte fest,  dass es in Deutschland nur sehr wenige Chartreux-Züchter gibt und dass man für solch ein Kätzchen ziemlich tief in die Tasche greifen muss.

Doch ich wurde fündig. In der Nähe von Kaiserslautern war am 01.01. ein Wurf Chartreux-Kitten geboren worden und es war noch ein Katerchen zu haben. Abgabetermin war leider erst am 25.03. Da die Alternativen dünn gesät waren, schlossen wir, ohne den Zwerg gesehen zu haben, einen Kaufvertrag ab und zahlten das Katerchen an.

Nee, ne!?

Leider ging pünktlich zum vereinbarten Besuchstermin unser Auto längerfristig kaputt und einen zweiten Besuchstermin bekamen wir aus irgendwelchen Gründen nicht mehr abgestimmt. Es war echt zum Heulen. Ich musste nun bis zum 25.03. warten, um unseren Familienzuwachs erstmals zu sehen und gleichzeitig abzuholen.

Als der ersehnte Tag endlich herangerückt war und ich bereits gestiefelt und gespornt das Haus verlassen wollte, klingelte mein Telefon. Die Züchterin war dran und teilte mir mit, dass sie gerade nochmal beim Tierarzt war und dort habe man nun leider festgestellt, dass mein Kater eine Katze ist. Das konnte doch nicht wirklich wahr sein!? Doch, es war wahr! Und so ging die Suche von vorne los.

Hoffnungsschimmer

Um nicht wieder Monate warten zu müssen, wandten wir uns an die Vorsitzende des Deutschen Kartäuserkatzen CHA Zuchtvereins e.V. (1.DCHA e.V.) in der Hoffnung, sie kann uns einen Züchter nennen, der zeitnah einen kleinen Kater abzugeben hat. Wenn sie es nicht wusste, wer dann? Leider bestätigte uns Frau Franck, was wir auch selbst schon festgestellt hatten: Chartreux-Kitten waren im Moment sehr dünn gesät und Jungen erst recht.

Aber! Sie selbst hatte zwei kleine Kater, die sie für die eigene Zucht zurückgehalten hatte und war tatsächlich bereit, mir einen dieser beiden Jungs zu überlassen. Und wir durften sofort kommen, um uns die beiden Buben anzusehen und uns persönlich vorzustellen. Der Tag war gerettet und ich war überglücklich. Also auf nach Kiedrich. Nach 176km ertönte eine nette Stimme mit den Worten: „Sie haben das Ziel erreicht! Das Ziel befindet sich auf der linken Seite.“

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Frau Franck empfing uns sehr herzlich und ich war ihr unheimlich dankbar, dass sie so viel Verständnis zeigte. Dann lernte ich ihre Katzen kennen. Ich war überwältigt. Noch nie hatte ich so viele Chartreux-Katzen auf einem Haufen gesehen, eine schöner als die andere.

Aus der herumtollenden Katzenmeute griff Frau Franck Quilian und Petz – die zwei Jungen – heraus, zwischen denen ich wählen durfte. Ich erfuhr viel über die Chartreux-Zucht und über die verschiedenen Anlagen, welche die zwei Kater mitbringen würden, denn sie stammten aus unterschiedlichen Würfen. Petz war übrigens der Sohn von Umbra und Verlaine und hatte noch fünf Schwestern – Paulette, Pauline, Penta, Phoebe und Madame Pompadour.

Irgendwann steckte ich Petz einfach mal unter meine Jacke und prompt machte er es sich dort gemütlich und hielt ein Schläfchen ab. Ein Zeichen? Die Entscheidung war wirklich nicht einfach. Schlussendlich machten sein markanter Riechkolben und die Art, wie er dauernd genervt die Ohren zur Seite klappte, Petz zu meinem Favoriten. Wir schlossen einen Kaufvertrag ab, zahlten den kleinen Kerl an und vereinbarten einen Abholtermin für den 19.04.2013. Es hieß also noch einmal 3,5 Wochen warten. *schnief*
Damit die Zeit nicht zu lang wird, gestattete mir Frau Franck den Kleinen zwischendurch noch einmal besuchen zu kommen.  Ich fand das sehr großzügig und überhaupt nicht selbstverständlich.

Gegen 19:15 Uhr machten wir uns mit einem richtig guten Gefühl auf den Heimweg. Ich erinnere mich noch so genau an die Uhrzeit, weil wir später von der Stadt Kiedrich ein Erinnerungsfoto zugeschickt beklamen, auf dem die Uhrzeit vermerkt war. Ihr kennt sowas sicher von Phantasialand & Co!?

Nach einem zweiten Besuch bei Frau Franck und ihren wunderschönen Katzen verstrichen dann auch die letzen 1,5 Wochen noch recht schnell und wir konnten Percival nun endlich zu uns nach Hause holen. Hier angekommen erkundete er das neue Revier zunächst aus Frauchens Jacke heraus. So konnte man auch die Riesenkatze beäugen, ohne in Gefahr zu geraten. Die Transportbox stellte in den ersten Tagen eine Art Schutzhöhle dar und die Couch, auf der diese stand, war die Babykatzenfestung, auf der er sich halbwegs sicher fühlte. So konnte er stressfrei die ersten Tage verbringen und sich an das neue Zuhause gewöhnen. Rasmus suchte in keiner Weise die Konfrontation und wich auf die anderen Räume aus, so dass wir auch keine Türen schließen mussten. Einzig nachts nahmen wir Percy mit ins Schlafzimmer. Der Größere unserer Liegehocker hatte genau die richtige Höhe, um neben Frauchens Bett zu stehen.

Von Tag zu Tag traute sich Percy ein Stück weiter aus der sicheren Deckung seiner Babykatzenfestung heraus, um das neue Revier zu erkunden. Zunächst wurde das Büro in Beschlag genommen und bald schon wagte er sich auch in den Flur, um den Kratzbaum zu erklimmen. Nach wenigen Tagen klappten die Begegnungen der beiden Jungen schon ohne Knurren oder Fauchen.

Nachdem der Bodenbereich des Büros ausgekundschaftet und alles Spielzeug in Beschlag genommen war, ging es an die nächste Ebene. Frauchens Schreibtisch!

Von klein auf an ist Percy die Nähe zu seinen Menschen sehr wichtig. Er braucht ganz viel Körperkontakt. Deshalb war mein Schreibtisch vermutlich auch so megainteressant für ihn. Egal wo er sich gerade hinlümmelte, er war immer in meiner Nähe. Und war Frauchen mal nicht am Platz, dann wurde auch der Stuhl noch in Beschlag genommen.

Bislang kannte ich das von meinen Jungs überhaupt nicht. Aber das sollte sich nun gründlich ändern, denn Rasmus, dem Guten, entging Percys Rumgeturne auf dem Schreibtisch natürlich nicht. Irgendetwas muss das ja für sich haben, dachte er sich wohl und probierte es aus. Nun teile ich mir den Schreibtisch halt mit zwei Katzen.

Percy lässt übrigens keine Zweifel daran offen, dass ihm alles das, was auf dem Schreibtisch liegt, mindestens ebenso gehört wie mir. Und dass der Platz auf dem Schreibtisch mit zunehmendem Alter/Gewicht immer enger wurde, hat ihn auch nicht wirklich beeindruckt. Nach dem Motto „Raum ist in der kleinsten Hütte…“ schmeißt er sich zwischen Monitor und Tastatur, wenn ihm danach ist, und sagt sich: „Passt scho!“

Was ich an Katzen besonders schätze, ist ihr ausgeprägtes Interesse an allem, was sich in ihrem Haus so tut und ihre dezente Art, sich daran zu beteiligen. Bei Percy ist dieser Wesenszug recht ausgeprägt. Ihm entgeht fast nichts und man muss ihn auch selten zum Mitmachen überreden. So teilen wir neben dem Schreibtisch und meiner Lieblingswurst durchaus auch mal die Wolle für das nächste Paar Socken.

Percy ist ein sehr verträglicher Kater und versteht sich von Anfang an prächtig mit unserem Streuner Schatzi. Das ist sehr schön, denn dadurch konnten wir ihm von klein auf regelmäßigen Freigang in unser Freigehege gewähren.

Er liebt es, schöne Tage mit Schatzi im Gehege zu verbringen und nutzt das vorhandene Angebot dort von Besuch zu Besuch mehr. Anfangs waren die Unterschiede zwischen Schatzi und Percy beängstigend. Man hätte meinen können, dass das Gen das für Geschicklichkeit beim Klettern und Turnen verantwortlich ist, bei unserem Chartreux in Gänze fehlt. Setzte ich ihn z.B. auf einen Ast unserer „Kletteranlage“, um ihm zu zeigen, dass man sich nicht nur auf dem Boden bewegen kann, dann bot sich einem ein unglaubliches Schauspiel.

Mit der Anmut eines halb narkotisierten Walrosses verbrachte er gefühlte 10-15 Minuten wackelnden Fußes und mit kreisenden Bewegungen damit, den lebensgefährlichen Abstieg aus der schwindelerregenden Höhe von ca. 1,20 Meter wohl bedacht zu planen und durchzuführen. Wobei das mit dem Durchführen dann so ca. 20-30 Anläufe brauchte, die aus Sicherheitsgründen meist vorzeitig abgebrochen wurden. Ein Bild für die Götter!

Während er die Kratzbäume in der Wohnung hoch und runter jagte, schienen die Naturstämme im Gehege zunächst unbezwingbar.
Mit der Zeit klappt die Sache mit dem Klettern nun allerding ganz gut und Percy nutzt auch die oberen Ränge ohne mit der Wimper zu zucken. Der „Freigang“ fördert aber nicht nur seine Motorik, sondern kommt auch seiner Figur zugute. Leider neigt unser Percival – seit seiner Kastration mit gut 10 Monaten – ein wenig zu Übergewicht.

Naja, und was sein Verhältnis zu unserem Norweger-Kater Rasmus angeht, da lasse ich einfach mal wieder ein paar Bilder sprechen.