Meine erste „eigene“ Katze

Irgendwann zogen wir von Oma und Opa weg in eine Plattenbau-Wohnung im selben Ort. Die Katzen blieben natürlich bei meinen Großeltern, wo ich sie  jederzeit besuchen konnte.
Es dauerte jedoch nicht lang und ich sollte „meine“ erste eigene Katze bekommen. An dieses Ereignis kann ich mich noch erinnern…

Eines Abends stand meine Mutter am Herd und brutzelte eine Pfanne Bratkartoffel. Wir wohnten Parterre und das Küchenfenster war geöffnet, als plötzlich ein jämmerliches Mauzen zu hören war. Ein kleines grau-weißes Kätzchen versuchte an der Wand unterhalb unseres Fensters heraufzuklettern. Der leckere Bratkartoffelduft hatte sie vermutlich angelockt. Ich muss damals etwa 3,5 Jahre alt gewesen sein.

Wir holten das Kätzchen zu uns in die Wohnung und auch wenn eine so kleine Katze niemals eine ganze Pfanne Bratkartoffeln leer fressen kann, in meiner Erinnerung hat sie das geschafft. Auf jeden Fall hatte sie einen riesigen Hunger und durfte sich bei uns satt fressen.

Es stellte sich heraus, dass unser Kätzchen nicht das einzige herrenlose Katzenkind war. Direkt in der Nachbarschaft fand ihr Bruder ein Zuhause. Ob es noch mehr Geschwister gab, weiß ich leider nicht mehr, aber ich weiß, dass ich froh und glücklich war, dass unser Kätzchen bei uns bleiben durfte.

Meine erste eigene Katze hieß „Moulin Rouge“

Meine Mutter nannte sie „Moulin Rouge“ wie das bekannte Varieté in Paris. Warum? Ich weiß nicht, aber fortan war dies ihr Name. Wer wissen möchte, wie sich der Name ausspricht, kann ihn sich vom Google-Übersetzer mit einem Klick auf das kleine Lautsprecher-Symbol vorsprechen lassen, wobei wir beim Sprechen auf das letzte „e“ verzichtet haben. Wie all unsere Katzen musste sich Moulin Rouge nicht mit nur einem Namen begnügen. Oft nannten wir sie auch einfach nur Rougie oder gern auch mal Rulla Rougenbach.

Als Kind hatte ich einen Riesenspaß dabei, mit Moulin Rouge zu spielen. Dazu steckte ich z.B. einen Wollfaden in meine Strumpfhose und zog ihn langsam durch die Wohnung tippelnd hinter mir her. Ich musste nie lang warten, bis Rougie dem Faden hinterherjagte und ihn aus meiner Strumpfhose riss. Auch mit Filzstiften konnte man prima mit ihr spielen. Sie liebte Filzstifte.

Ab und an zogen wir Katzenbabys auf, um sie an andere Familien abzugeben. Rougie vertraute uns immer und zeigte uns jedes Mal bereitwillig, wo sie ihren Nachwuchs zur Welt gebracht hatte. Manchmal klappte es auch, dass sie uns rechtzeitig Bescheid sagen konnte. Dann richteten wir ihr eine Box mit alten Sachen ein und stellten diese gut versteckt in eine Ecke der Wohnung, wo sie sich geborgen fühlen konnte. Dann brachte sie ihre Babys auch gern zuhause zu Welt.

Rougie begleitete mich meine ganze Kindheit und Jugend und war meine erste ganz große Katzenliebe. Sie starb knapp einen Monat nach meinem 18. Geburtstag vor meinen Augen durch ein Auto. Ein Erlebnis, das ich bis zum heutigen Tag nicht verarbeitet habe.

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