Ein Freigehege für Streuner-Kater Schatzi

Wie kam es eigentlich zu unserem großen Freigehege? Als vor gut vier Jahren der Umzug aus der Eifel nach Euskirchen anstand, galt meine größte Sorge unserem Findelkater Schatzi.
Schatzi streunte Ende 2006/Anfang 2007 scheu und ziemlich verwahrlost durch die Scheunen des stillgelegten Bauernhofes, auf dem wir damals wohnten. Da mein Geldbeutel mit den vorhandenen tierischen Familienangehörigen bereits ausreichend strapaziert war, beschloss ich zeitnah, den Kater dem Tierschutz zu melden. Der TSV Euskirchen arbeitete seinerzeit „nur“ mit Pflegestellen, deren Kapazitäten ausgeschöpft waren. Also schlossen wir einen Pflegestellen-Vertrag ab.

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Ich tat das äußerst ungern, da meine Finanzen – wie bereits erwähnt – ein weiteres Haustier nicht zuließen und ich schon jetzt ahnte, wie diese Geschichte „enden“ würde. Schließlich kenne ich mich ja von Geburt an.
An anderer Stelle werde ich sicher noch etwas ausführlicher zu Schatzis Geschichte berichten; hier kürze ich das Ganze nun mal ein wenig ab: Ein völlig scheuer Kater ließ sich natürlich nicht wirklich vermitteln. Ihn zu zähmen und sein Vertrauen zu gewinnen dauerte Monate bis Jahre.  Als er dann irgendwann vermittelbar war, kam eine Trennung für uns Zwei nicht mehr ihn Frage.

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Mit der Zeit wurde Schatzi ein richtiger Schmusebär und hatte zu mir und meinen Kindern Vertrauen gefasst. Fremde Menschen hingegen – besonders Männer  – machten ihm nach wie vor Angst und veranlassten ihn stets zur Flucht. Ein Wohnung in dichter Bebauung brachte also für Schatzi äußerst ungünstige Lebensumstände. Zudem lag das neue Heim an einer stark befahrenen Straße. Eine Umgewöhnung zur Wohnungskatze kam für uns leider nicht in Frage, da er geschlossene Räumen überhaupt nicht leiden kann. Jeder noch so gut gemeinte Aufenthalt in der warmen Wohnung wurde von Schatzi – selbst im tiefsten Eifel-Winter – „dankend“ abgelehnt.

Unter den gegebenen Umständen gab es also nicht mehr viele Optionen, die für uns in Betracht kamen. Entweder der Umzug fällt ins Wasser oder für Schatzi musste ein vernünftiges Freigehege mit Innenbereich her, in dem er geschützt vor Verkehr und anderen Gefahren unter freiem Himmel sein konnte, wann immer er will. Dieses Gehege musste natürlich bis zum Umzug fertig und bezugsfähig sein.

Wie groß „muss“ so ein Freigehege eigentlich sein?

Nun ja, dass ein Freigehege her musste, stand ja außer Frage. Ich kann da sehr überzeugend sein. Als ich dann aber mit großen Schritten die geplante Gehegefläche abschritt, erntete ich allerdings schon den einen oder anderen kritischen Blick.

Eine vorhandene Garagenwand und eine angrenzende Mauer boten sich förmlich als Basis für das geplante Freigehege an. Die Garage mit 4 Metern Tiefe und die Mauer mit 7 Metern Länge ergaben dann das Maß von 4×7 Metern und somit eine Grundfläche von 28m². Da bis zum Garagendach ausreichend Platz war, plante ich für die Höhe 2,5m ein. So hatte ich ausreichend Spieltaum, Klettermöglichkeiten zu schaffen. Das ist sicherlich eine schöne Größe für ein Freigehege. In Anbetracht dessen, dass Schatzi vorher Freigänger war, fand ich die Größe jedoch alles andere als übertrieben.

Freigehege in der Entstehungsphase

Was braucht man alles um so ein Freigehege zu bauen?

Der Bau unseres Geheges liegt nun bereits einige Jahre zurück, deshalb kann ich keine allumfassende Materialliste liefern. Für alle Interessierten kann ich mnoch in etwa grob sagen, was wir an Material für unser Freigehege gebraucht haben. Das benötigte Material hängt natürlich auch ein wenig von den Gegebenheiten vor Ort ab. Da wir eine Wand und eine Mauer zur Verfügung hatten, war schon mal eine Basis vorhanden, die dem ganzen Konstrukt eine Grundstabilität gab. Wenn man völlig freistehend baut, muss man den Aufbau sicher noch etwas anders gestalten, als wir es getan haben.

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Materialliste für Freigehege (grob)

Kanthölzer (versch. Stärken, vorrangig 10×10)
Balken
Dachlatten
Schalbretter
Holzschutzfarbe
Winkelverbinder (normal und Schwerlast)
Balkenschuhe
U-Pfostenträger mit Riffeldolle
Sechskant-Maschinenschrauben + Muttern
Holzschrauben (versch. Stärken, Längen, Köpfe)
Nägel + Krampen
Beschläge für Tür
Estrichmatten
Beton (eventuell etwas Schnellzement)
diverses Werkzeug

Punktfundamente für den nötigen Halt

Als Basis für unser Freigehege nutzten wir, wie oben bereits erwähnt, eine Garagenwand und eine angrenzende Mauer. Die zwei anderen Seiten des Geheges mussten wir aber auch irgendwie zum Stehen bringen, weshalb wir im Abstand von je einem Meter Punktfundamente gossen, in die wir gleich die U-Pfostenträger einließen. Da das ganze Konstrukt später auch halbwegs in Waage stehen sollte, haben wir ein wenig Schnellzement mit verarbeitet um ein Verwackeln der ausgerichteten Pfostenträger weitestgehend zu verhindern. Den Abstand von einem Meter wählte ich zum einen der Stabilität wegen und zum anderen, weil die Estrichmatten, mit welchen das Gehege vergittert werden sollte, die Maße von 100x200cm hatten und so eine Matte exakt von einem Balken zum nächsten reichte.

Der Aufbau des Grundgerüstes

Nachdem der Beton ausgehärtet war, begannen wir das Grundgerüst aus 10er Kanthölzern aufzubauen. Zur Erhöhung der Stabilität und um später die Estrichmatten anflicken zu können schraubten wir auf einer Höhe von zwei Metern Querbalken ein. Unser Holz kauften wir übrigens komplett sägerau und hobelten es mit einem kleinen Elektrohobel selbst. So wurde es deutlich billiger. Warum hobeln? Gehobeltes Holz saugt weniger Farbe auf als sägeraues und Regenwasser kann von glattem Holz besser ablaufen; dies kommt der Haltbarkeit zu Gute.

Vergitterung und Fertigstellung

Nachdem das ganze Balkenwerk aufgebaut und gut befestigt war, brachten wir mit Hilfe von Krampen die Estrichmatten an. Das Gehege nahm nun langsam Gestalt an.
Pünktlich zum Umzug war das Gehege nebst einem Innenbereich von 3,5m x 1,40m fertiggestellt, so dass Schatzi zum Glück mit uns umziehen konnte. Leider waren wir damals sehr unter Zeitdruck, so dass aus der Entstehungsphase des Geheges nur sehr wenig Bildmaterial existiert. Eine Bauanleitung kann man natürlich für ein solches Projekt nicht wirklich schreiben, aber ich hoffe, dass ich mit den vorhandenen Infos und Bildern trotzdem eine kleine Hilfestellung und Anregung für eventuell Selbstbauinteressierte geben kann.

Meine Ideen bezüglich Kletter- und Spielmöglichkeiten konnte ich zum Einzugstermin unmöglich komplett umsetzen.  Diese habe ich nach und nach in den Folgejahren in die Tat umgesetzt und tue dies teilweise heute noch. Deshalb finden sich auch immer wieder neue interessante Beiträge und Fotos zum Thema Freigehege in unserem Blog. Reinschauen lohnt!

Schatzi fühlte sich übrigens vom ersten Moment an erkennbar sauwohl in seinem neuen Freigehege. Bis zum heutigen Tag hat er keinen einzigen Fluchtversuch unternommen. Eine sich öffnende Gehegetür interessiert ihn gar nicht. Ich glaube, er war und ist einfach nur glücklich und dankbar dafür, dass wir ihn mitgenommen haben.

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5 Kommentare

  1. MGMG

    Ich bin ein großer Verfechter von Freigehegen und finde diese Einstellung klasse! Ein Tier sollte nie „gefangen“ sein und immer der Art entsprechenden Auslauf erhalten.

    Es würde mich freuen, wenn ihr auch mal bei mir vorbeischauen würdet.

    Aktuell ist zwar noch Nachholbedarf im Bezug auf Katzen. aber diese Seite liefert mir bestimmt noch weitere Inspiration für nützliche Beiträge.

    Bei mir dreht es sich aktuell noch sehr viel um die Wachtel- und Hühnerzucht. Das wird sich aber nun ändern.

    Viele Grüße,
    MG

  2. weissertigerweissertiger

    Hallo,

    erst einmal ein riesen Kompliment. Da kann sich so manch ein Zoo eine Scheibe abschneiden.
    Darf man fragen was die Grundkonstruktion in etwa gekostet hat?

    LG

    • SchatznasenSchatznasen Autor dieses Beitrags:

      Hallo und vielen Dank.

      Zu den Kosten kann ich leider keine Verlässliche Aussage machen. Im Laufe der Jahre ist schon viel Geld in das Gehege geflossen und ich glaube, ich will selbst gar nicht wissen, wie viel es war.
      Die Kosten sind schlussendlich ja auch von der Größe des Geheges abhängig. Da muss man dann halt mal hochrechnen, wieviele Meter Balken man benötigt, wieviele Balkenschuhe, Winkel und welche Menge Estrichmatten / alternative Vergitterung (Estrichmatten neigen zum rosten). Für Schrauben/Krampen sollte man auf jeden Fall 100-150 Euronen kalkulieren. Nimmt man Schnellzement – damit kein Schuh verrutscht – ist es wieder teurer, als wenn man normalen Zement verarbeitet. Da man in der Regel nur Punktfundamente benötigt, ist der Verbrauch allerdings doch überschaubar. Nicht zu vergessen, Lasur zum streichen der Balken. Allerdings keinesfalls dieses tolle Wetterschutzgel verwenden, sondern eine flüssige Lasur. Auch hier gibt es sowohl qualitativ als auch preislich gesehen Unterschiede. Im übrigen lohnt sich bei Balkenschuhen und Winkeln der Onlinekauf. Hier kann man massiv Kosten sparen.
      Ich hoffe meine „Materialliste“ konnte ein wenig helfen.

      liebe Grüße Andrea & Jungs

  3. Christina SchultChristina Schult

    Bin gerade dabei meinem Stubentiger ein schönes Freigehege zu bauen. Wollte mal fragen, wie sie das mit den Pflanzen in Ihrem Gehege mit dem Wässern machen? Es ist ja überdacht. Ich wollte auch gerne Pflanzen im Gehege haben, weiß aber nicht ob die eine Chance haben, wegen der Überdachung. Das heißt wahrscheinlich alle 2 Tage wässern. Würde mich über eine Antwort freuen…

    Viele Grüße
    Christina Schult mit Sidney

    • AndreaAndrea Autor dieses Beitrags:

      Hallo, wir haben inzwischen zwar andere Pflanzen im Gehege, aber der Bambus, der nun dort wächst, möchte auch regelmäßig Wasser haben, selbst dort, wo keine Überdachung ist. Heißt: Alles, was keinen Regen abbekommen kann, muss auf jeden Fall regelmäßig gegossen werden – Sommer wie Winter. Wie oft und wie viel hängt natürlich von der Art der Pflanze ab. Wir überlegen aktuell tatsächlich diese Arbeit in irgendeiner Form zu automatisieren, sind aber noch nicht bei einem für uns passenden Ergebnis angelangt. Sollte uns unser Vorhaben gelingen, werde ich sicher irgendwann auch hier darüber berichten.
      Liebe Grüße Andrea & Jungs

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